Donnerstag, 3. Januar 2008

Deutungsmuster

In der Süddeutschen Zeitung war heute zu lesen ("Die frühen Wurzeln der Gewalt"), die Weichen für Gewalttätigkeiten werden schon früh während der Sozialisation gestellt. Das ist nun mal keine bahnbrechende Erkenntnis, aber man muss heutzutage schon für das Offensichtliche dankbar sein. Dann aber wird richtig losgelegt. Denn nicht nur die Sozialisation ist schuld, nein, nein, nein:

Wer allerdings im Elternhaus mitbekommt, dass Leistung kein Wert ist (...) und der Staat dazu da ist, einem den Lebensunterhalt zu zahlen, der hat es schwer, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.

Merke: gewalttätig wird, wer Transferleistungen in Anspruch nimmt. Demzufolge hätten wir uns im ehemaligen Sozialstaatsparadies gegenseitig aus den Hängematten die Köpfe einschlagen müssen. Einfach mal ALG2 streichen, das zivilisiert...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kann gar nicht verstehen, was an den Gedanken, nein, den offensichtlichen Wahrheiten der Süddeutschen so schwer zu verstehen - oder gar anzuzweifeln ist. Ich finde, da hat die Süddeutsche in den dunklen Tiefen der reichen kapitalistischen Argumentationswälder mindestens mal einen der vielen einzig wahrhaftigen Bäume gefällt und ihn für uns Unerleuchtete in Zeitungspapier verwandelt - wer wollte denn da noch undankbar sein. Wer sonst lässt einen heutzutage an der Wahrheit für 1,60 bis 1,80 teilhaben.

Ich bin fest davon überzeugt, sie haben mit ihrer Argumentation sogar den einzig wahren Grund für den Untergang des Kommunismus im Ostblock entdeckt: die Kommunisten haben sich alle so sehr in die soziale Hängematte von Vater Staat fallen lassen, da mussten sie einfach ihren Menschenverstand verlieren - und hielten plötzlich gut für böse und böse für gut. All die Jahre des ewigen Nichtstuns unter dem kommunistischen Väterchen Russland machte sie gewalttätig und verwirrte sie sehr. Sie wurden so sehr aufgewühlt, dass sie ihren Staat vernichteten und sich dem fortschrittlichen Westen zuwandten.

Also, wer solchen Anschlussgedanken, solch logischen Schlussfolgerungen der Ideen der Süddeutschen hier nicht folgen kann, dem kann niemand mehr helfen. Wir alle sollten dankbar für solche Einsichten in die Wirklichkeit sein :)

Auch sollten die USA mal gründlich über die Argumente der Süddeutschen nachdenken - sie sollten Kuba nicht bekämpfen oder mit Embargos stärken. Das ist der falsche Weg! Sie sollten Kuba besser mit Geld überschütten. Erst, wenn alle Kubaner nur noch von Transferleistungen der USA leben, dann werden sie sich an die Kehle gehen - und Kuba wird fallen. Die Süddeutsche eröffnet der Weltpolitik ganz neue Perspektiven. Sie sollten nicht so bescheiden sein, sich auf deutsche Innenpolitik zu beschränken.

So, guts Nächtle. Ich tappse dann demnächst gelegentlich mal weiter auf deiner Online-Datenspur :)

barbellion hat gesagt…

Höhö, besten Dank für den köstlichen Kommentar, Herr B.L... :-)